Eine bebilderte Anleitung
Kassettendecks können über viele Jahre tadellos ihren Dienst erfüllen – es handelt sich meist um robuste und zuverlässige Technik. Wenn diese Geräte dann aber irgendwann doch streiken, liegt das möglicherweise bloss an den Antriebsriemen, die sich mit der Zeit zersetzt haben.
Genau das ist meinem TA-RW50 passiert. Die Reparatur habe ich fotografisch dokumentiert und veröffentliche nun hier eine Anleitung dazu. Kostenpunkt: Ungefähr 14 Euro.
Demontage
Bevor irgendetwas anderes unternommen werden kann, muss der Netzstecker des Geräts gezogen werden. Und am besten legt man sich ein Blatt Papier bereit, auf dem man die Schrauben sammelt und beschriftet; so fällt später der Zusammenbau leichter.
Zunächst werden die fünf Schrauben gelöst, die den Deckel halten, worauf dieser leicht gekippt und nach hinten abgezogen werden kann. Zum Vorschein kommt darunter die Platine und die beiden Antriebsmechanismen.
Jetzt kann die kleine silberne Erdungsschraube in der Mitte des Frontblechs gelöst und das Blech beidseitig aus den Clips gelöst werden.
Die vielen Kabel werden von Kabelbindern zusammengehalten. Um an die beiden Antriebssysteme zu gelangen, müssen diese Kabelbinder durchtrennt werden; erst dann werden die vier Schrauben auf der Vorderseite gelöst.
Anschliessend muss die ganze Front nach vorne geneigt werden, damit man genügend Platz hat, um die insgesamt acht Schrauben der Antriebs-systeme zu lösen. Das ist einigermassen knifflig wegen der Kabel, die noch immer angeschlossen sind und nur wenig Spielraum erlauben.
Nun können die Kabel vom Antriebssystem abgezogen werden – die Plastikstecker verfügen jeweils über eine Kerbe, die man gut mit dem Fingernagel greifen kann. Achtung: Gewisse Kabel sind angelötet und müssen deshalb auf der Platine ausgesteckt werden!
Wenn das geschafft ist, hält man den losgelösten Antrieb in der Hand und kann das Ausmass des Schadens bestaunen: Hier hat sich der gerissene Riemen um das Rädchen am Motor gewickelt…
Im Bild ist auch die kleine Schraube sichtbar, die den Motor hält. Es empfiehlt sich, den Motor abzuschrauben, um allfällige Gummirückstände besser beseitigen zu können. So lässt sich auch der Ersatzriemen leichter auflegen.
Zusammenbau
Wenn der neue Riemen sitzt, müssen die obigen Schritte alle nochmals durchlaufen werden – in umgekehrter Reihenfolge: Den Motor befestigen, die Kabel einstecken, das Antriebssystem anschrauben, die Front anbringen und die Metallblende einclipsen. Nicht vergessen, das Erdungskabel über dem Blech festzuschrauben!
Wenn dann auch der Deckel wieder an seinem Platz sitzt, steht dem Musikgenuss nur noch eines im Wege: Den Tonkopf zu reinigen. Hierfür eignet sich Isopropanol oder Kontaktspray.
À propos Kassetten
Nach getaner Arbeit habe ich den Onkyo natürlich sofort an den Verstärker gehängt, eine alte Kassette aus einer verstaubten Schachtel geholt und eingelegt – und war verblüfft. Nicht weil die Reparatur geglückt war, sondern weil die Klangqualität sich durchaus hören lassen kann. Natürlich ist es keine glasklare Wiedergabe, weil konstruktionsbedingt nunmal keine 20 Kilohertz realisiert werden könen. Dafür ist es ein unaufdringlicher und warmer Klang, der Erinnerungen an früher weckt.
Lange hatte ich mir keine Kassette mehr angehört, es gibt ja auch keinen Grund dafür: In Zeiten von Musikstreaming sind Kassetten bloss noch ein Relikt aus vergangenen Jahren, als man seine Musik umständlich auf Band aufnehmen musste, um sie dann im Auto bei offenem Fenster dröhnen zu lassen.
Im Gegensatz zur Langspielplatte hat die Musikkassette (bisher) keine Renaissance erlebt. Möglicherweise sind die Erinnerungen daran noch zu lebhaft, wie sich das Band jeweils in günstigen Recordern verheddert hat und mithilfe eines Bleistifts mühsam wieder aufgewickelt werden musste…
Kassetten haben für mich aber eine ganz andere Bedeutung als Schallplatten, die elitär sind und etwas für Rentner, die ihre kostbare Plattensammlung hegen und pflegen. Ein Tape, das man selber bespielt hat, hat etwas Rebellisches an sich. Es ist nach wie vor ein günstiger Tonträger und es gehört viel Individualismus dazu, Lieder auf einer Kassette zusammenzutragen und mit Kugelschreiber die Titel auf die Hülle zu schreiben. Das leise Knistern und Rauschen steigert dieses Gefühl zusätzlich, weil es daran erinnert, dass es sich hier nicht um den Einheitsbrei der kommerziellen Musikindustrie handelt.